Konkurrenzkampf um Fachkräfte zur Berufsfindungsbörse in Duderstadt

Eichsfelder Tageblatt vom 06.11.2017

„Bock auf Job?“: 15. Berufsfindungsbörse an der BBS Duderstadt

von Britta Eichner-Ramm

Moritz, Philipp und Franziska (v. l.) sind mit Flyern ihres Ausbildungsbetriebes, einer Druckerei in Herzberg, auf der Berufsfindungsbörse unterwegs. Foto: Richter

Duderstadt. Mehr als 60 Aussteller haben am Sonnabend über Berufsfelder, über die duale Ausbildung und Karrierechancen informiert. Die 15. Eichsfelder Berufsfindungsbörse an der BBS Duderstadt stand unter dem Motto „Bock auf Job? Nutze Deine Chance“.

In den Räumen der BBS ging es den Ausstellern zum einen darum, um Auszubildende zu werben und dem oft zitierten Fachkräftemangel entgegenzusteuern. Vielfach gaben dabei Auszubildende an den Ständen „auf Augenhöhe“ Informationen an Schüler und deren Eltern weiter. Ausbildungsinhalte, Berufsbild, Karrierechancen, Verdienstmöglichkeiten, aber auch Anforderungen an den potenziellen Bewerber waren Themen, über die diskutiert und informiert wurde.

Federführend organisiert hat die Veranstaltung am Sonnabend die Stadtentwicklungsinitiative Duderstadt 2020 in Kooperation mit einigen weiteren Partnern. Jan Diederich von Duderstadt 2020 schätzte die Zahl der Besucher der nunmehr 15. Börse im Vergleich zum Vorjahr als etwas geringer ein, allerdings komme es mehr auf Qualität statt Quantität an, sagte er.

Dass die Gespräche an den Ständen in den vergangenen Jahren an Qualität gewonnen haben, glaubt auch Martin Rudolph, Leiter der Göttinger Geschäftsstelle der Industrie- und Handelskammer (IHK). Er höre von den auf der Berufsfindungsbörse vertretenen Betrieben, dass es sehr viele ernsthafte und qualitativ hochwertige Gespräche gebe. Wichtig sei, dass sich auch die Eltern Zeit nähmen, um ihre Kinder zu begleiten, denn sie spielen zusammen mit den Klassenlehrern nach Ansicht Rudolphs bei den Berufswünschen der jungen Leute eine sehr wichtige Rolle.

Chancen in der Region

Die Eichsfelder Berufsfindungsbörse habe sich in den vergangenen Jahren zu einer der größten Messen in der Region, für Duderstadt und das Eichsfeld entwickelt, sagte Rudolph. Die Veranstaltung decke den regionalen Bedarf ab, lobt der Göttinger IHK-Geschäftsführer. Viel wichtiger aber sei, dass jungen Menschen Möglichkeiten aufgezeigt würden, dass sie in der Region viele Chancen haben – von der schulischen Bildung bis hin zur qualifizierten Ausbildung und dem späteren Arbeitsplatz.

Welches Spektrum dabei die Betriebe in der Region bieten, davon konnten sich die Besucher am Sonnabend überzeugen. Die Unternehmen stünden dabei im Konkurrenzkampf um Fachkräfte, stellte Karsten Ley, Geschäftsführer von Duderstadt 2020 fest. Inzwischen habe sich ein professionell arbeitendes Netzwerk gebildet, das die Qualität der Berufsfindungsmesse sichere. Eine wichtige Rolle spiele dabei auch die enge Zusammenarbeit mit der BBS Duderstadt, sagte Ley.

Deren Leiterin Sabine Freese hatte zur Eröffnung der 15. Eichsfelder Berufsfindungsbörse ebenfalls das Thema Fachkräftemangel angesprochen. Flüchtlinge und Zuwanderer könnten dabei helfen, die Probleme der Unternehmen zulösen – das hätten viele vor zwei Jahren gehofft. Doch „die berufliche Integration dauert länger als gedacht“, sagte Freese und fügte hinzu: „Insgesamt sind wir auf einem guten Weg.“

Duderstadts Bürgermeister Wolfgang Nolte (CDU) lobte die Ausbildungsbetriebe, die dazu beitragen, den Standort Stadt und Region Duderstadt nach vorne zu bringen. Dadurch könnten junge Menschen ihren Arbeitsplatz im Eichsfeld bekommen und erhalten.

Der neu gewählte Landtagsabgeordnete Thomas Ehbrecht nannte die Eichsfelder Berufsfindungsbörse einen „Glanzpunkt, den wir erhalten und ausbauen wollen“. Die Veranstaltung sei „wichtig für junge Leute, die gar nicht wissen, was sie machen sollen“, sagte der 17-Jährige Philipp, Auszubildender bei einer Herzberger Druckerei. Er war mit Moritz (19) und Franziska (23) aus dem selben Unternehmen in farbigen Morphsuits (Ganzkörperanzügen) in den Fluren unterwegs, um Handzettel zu verteilen.

Unterdessen erkundigte sich Kevin Nordmann mit seiner Mutter Sandra und der achtjährigen Lilly-Sophie über den Ausbildungsberuf Koch. Der 14-jährige Hilkeröder besucht die KGS Gieboldehausen und möchte gerne Koch werden, „weil mir das Spaß macht“. Am Stand der Freigeist-Restaurants in der Region und des Hotels Löwen in Duderstadt machte Personalleiterin Dalyn Nix dem Jungen Mut, sich um ein Praktikum zu bemühen. Der 16-jährige Jan Luca Menke besucht derzeit die BBS Duderstadt. Während seines Berufsfachjahrs Bautechnik, so berichtet er, habe er schon gepflastert, gemauert und im Tiefbau Leitungen verlegt. „Ich möchte Fliesenleger werden“, sagte er und hofft, im nächsten Jahr einen Ausbildungsplatz zu finden. Die Berufsfindungsbörse hält der Teenager für gut, „weil man sich hier einen guten Überblick verschaffen kann und Kontakte knüpfen kann“.

Mehr Interessierte für die handwerklichen Berufe würde sich Heidi Radtke wünschen, die an der BBS Duderstadt den Holz- und Bautechnikbereich leitet. „Das Handwerk sucht händeringend Nachwuchs“, sagte sie. Es sei aber selbst auf der Berufsfindungsbörse schwer, junge Leute dafür zu begeistern. Über gute Chancen, als Erzieher einen Job zu finden, informierte Jan-Ole Fröhlich, stellvertretender Schulleiter der Vinzenz von Paul Schule in Duderstadt die Besucher an seinem Stand – vorwiegend Mädchen. Er machte Mut, den Beruf des Erziehers zu erlernen, denn „der Bedarf ist riesig“.

Insgesamt sind wir auf einem guten Weg.

Sabine Freese,
Leiterin der BBS Duderstadt
über die berufliche
Integration
von Migranten

 

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